Nine Mile Canyon

Im Herzen von Utah verbirgt sich mit dem Nine Mile Canyon (nach anderer Schreibweise auch Ninemile Canyon) eine archäologische Kostbarkeit, die ihresgleichen sucht. Der Canyon beherbergt hunderte prähistorische Felsritzungen und -malereien. Die Gesamtzahl wird auf weit mehr als tausend geschätzt. Dabei erstrecken sich die Kunstwerke über viele Kilometer, weshalb die Schlucht im Volksmund auch als längste Kunstgalerie der Welt (World’s Longest Art Gallery) bezeichnet wird.

Besonders sehenswert ist der Great Hunt Panel ganz im Osten des Nine Mile Canyon am Anfang des Cottonwood Canyon. Die Darstellung einer Jagdszene ist eine der umfassendsten und am besten erhaltenen Abbildungen der Region und gewissermaßen die Krönung eines Tagesausfluges durch den Nine Mile Canyon. Doch zuvor lohnt es sich, an der insgesamt 40 Meilen (64 km) langen Route die zahllosen anderen prähistorischen Kunstwerke aufzusuchen.

Wobei suchen durchaus wörtlich zu nehmen ist. Die meisten Panels sind nicht eigens markiert, so dass man sich mehr als einmal auf Suche begeben muss, um die archäologischen Kostbarkeiten zu entdecken. Um die einzelnen Abbildungen gezielt ansteuern, empfiehlt sich vor der Tour ein Besuch beim Bureau of Land Management oder der Touristinformation im nahegelegenen Price. Dort kennen sie sich bestens mit der Lage der einzelnen Attraktionen aus und helfen mit Kartenmaterial weiter.

Zu den bemerkenswerten Darstellungen gehören neben dem Great Hunt Panel die Abbildungen am Daddy Canyon und in der Rasmussen’s Cave. Doch auch der Owl Panel oder der Big Buffalo Panel lohnen den kurzen Fußweg von der Straße.

Die historischen Schätze, die die World’s Longest Art Gallery ausmachen und auch diverse Ruinen umfassen, gehen in erster Linie auf die Fremont-Kultur zurück, die vom 10. bis zum 13. Jahrhundert das Leben in der Region bestimmte. Dass der heutige Nine Mile Canyon so reich mit den Kunstwerken bestückt ist, dürfte damit zu tun haben, dass der Nine Mile Creek, der das Tal durchfließt, eines der wenigen zuverlässigen Wasservorkommen in der unwirtlichen Gegend war und überhaupt erst die Besiedlung ermöglichte.

Heute lässt sich der Nine Mile Canyon hervorragend auf einer asphaltierten Straße erkunden. Zu verdanken ist dies – fast schon paradoxerweise – der Erdgasförderung im Canyon. Der damit verbundene Schwerlastverkehr verursachte Staubwolken, die die historischen Kostbarkeiten zunehmend gefährdete. Daher wurde die Straße im Jahr 2014 asphaltiert. Trotz der damit verbundenen besseren Erreichbarkeit ist der Nine Mile Canyon nach wie vor vom Massentourismus verschont.

Neben den verstreuten Kunstwerken lohnt sich eine Tour nicht zuletzt wegen der landschaftlichen Schönheit. Vor allem im östlichen Teil ist der Canyon recht schmal und tief und erinnert an den Little Grand Canyon Utahs. Im Nine Mile Canyon kann man sich durchaus einen ganzen Tag lang verlieren. Am Ende des Ausflugs lässt sich die Fahrt durch den Gate Canyon nach Norden in Richtung Myton und weiter nach Vernal oder Duchesne fortsetzen. Direkt im Canyon bietet sich die rustikale Nine Mile Ranch als Übernachtungsmöglichkeit an.