Sie war eine der längsten Straßen der USA und eine der bekanntesten, die historische Route 66. Und sie ist es bis heute, jedenfalls das, was noch von ihr übrig ist. Nachdem ihr Ende durch den Bau schneller Autobahnen besiegelt schien, besann man sich auf die guten alten Zeiten und dass man dieses Stück amerikanischer Geschichte in Ehren halten muss. Und so erlebt die einstige Main Street of America seit den späten 1980-er Jahren ein fulminantes Comeback. Typisch USA eben.
Dieser kurze Road Trip führt durch klassische amerikanische Kleinstädte, vorbei an Kuriositäten und jeder Menge nostalgischen Memorabilien. Und Attraktionen im Grand Circle diesseits und jenseits der Mother Road stehen natürlich auch auf dem Programm.
Tag 1: Lake Havasu City
Der Morgen beginnt mit einem Spaziergang über die London Bridge. Sie stammt in der Tat aus London und wurde von 1968 bis 1971 hier von dem exzentrischen Gründer der Stadt Lake Havasu City, Robert McCulloch, wieder aufgebaut. Sie ist heute ebenso eine Touristenattraktion wie der Lake Havasu, ein Wasserparadies mitten in der Wüste, das zum Beispiel zu einer Boostour einlädt. Auf diese Weise gelangt man auch in die Topock Gorge, eine vom Colorado River geschaffene Schlucht, die durch das artenreiche Schutzgebiet Havasu National Wildlife Refuge führt. Hier finden sich wie an so vielen Orten im amerikanischen Südwesten Petroglyphen.
Übernachtung in Lake Havasu City. Unterkünfte in Lake Havasu City*
Tag 2: Westernstadt Oatman und Kingman
In Topock, etwas nördlich von Lake Havasu City, beginnt der längste heute noch im Originalverlauf erhaltene Abschnitt der Route 66. Nach einer halben Stunde Fahrt über die vergleichsweise schmale Straße erreicht man eines der Juwelen entlang der Strecke – die alte Bergbaustadt Oatman. Hier scheint die Zeit stillzustehen. Von der Zeit gezeichnete Holzhäuser ducken sich entlang der staubigen Hauptstraße. Sogar die alten hölzernen Fußwege davor sind erhalten. Wären nicht all die Touristen da, man würde sich in der Zeit um hundert Jahre zurückgereist wähnen.
Attraktion und bei jedem beliebt sind die wild lebenden Esel hier. Sie ziehen ihre Runden durch das Städtchen von gerade mal hundert Seelen, blockieren auch gern mal die Main Street. Doch alle sehen das sehr gelassen und nehmen eine Wartezeit in Kauf. Die Uhren gehen hier oben in den Bergen ganz im Westen von Arizona ohnehin langsamer, Hektik ist ein Fremdwort. Und so kann und muss man die Zeit in Oatman so richtig auskosten.
Auf der schmalen Route 66, die außerhalb von Oatman auch wieder asphaltiert ist, erreicht man den Sitgreaves Pass, der in engen Kurven die Black Mountains überwindet. An dessen Ende kann man sich seit jeher an der Cool Springs Station stärken, bevor es weiter nach Kingman geht.
Kingman ist der selbsternannte Mittelpunkt der Route 66. In der Stadt sind nicht nur Schilder und Wandmalereien, die an die großartige Route 66 erinnern, omnipräsent. Es gibt auch mehrere Museen, die sich dem Thema mehr oder weniger direkt widmen. So zeigt das Arizona Route 66 Electric Vehicle Museum eine Ausstellung elektrischer Autos, darunter einige der ältesten Fahrzeuge dieser Art. Wer hätte gedacht, dass man damit auf einmal voll auf der Höhe der Zeit ist?
Weiter geht es auf der historischen Route, die einen weiten Bogen nach Norden vollführt, um Peach Springs zu erreichen, den Verwaltungssitz des Stammes der Hualapai. Wenige Meilen östlich befindet sich mit den Kalksteinhöhlen Grand Canyon Caverns ein interessantes Höhlensystem. Sie gehören zu den größten Trockenhöhlen Nordamerikas und reichen bis in eine Tiefe von 210 Metern. In der privat bewirtschafteten Höhle kann man sogar übernachten.
Preiswerter geht es indes in Williams, dem heutigen Etappenziel. Zuvor ist noch ein kurzer Stopp im traditionsreichen Delgadillo’s Snow Cap in Seligman drin, bevor die ursprüngliche Route 66 kurz vor Ash Fork in die Interstate 40 mündet, die im weiteren Verlauf die historische Strecke überdeckt.
Übernachtung in Williams. Unterkünfte in Williams*
Tag 3: Tour zum Grand Canyon
Heute geht es zum South Rim des Grand Canyon. Bis dorthin ist es nur eine Autostunde. Oder man entscheidet sic für die Anfahrt per Zug. Mit der Grand Canyon Railway ist sogar das möglich. Die Züge brauchen zwar gute zwei Stunden, aber so ein Trip mit dem historischen Zug ist allemal für sich genommen ein Erlebnis. Das wird durch die atemberaubenden Panoramen am Grand Canyon dann aber doch noch spielend in den Schatten gestellt.
Hat man sich für den Zug entschieden, geht es schon am Nachmittag zurück nach Williams und von dort mit dem Auto ins nahegelegene Flagstaff. Anderenfalls kann man sich noch einem unvergleichlichen Sonnenuntergang am South Rim hingeben und anschließend das kurze Stück bis nach Flagstaff zurücklegen. Die Fahrt dauert nur anderthalb Stunden, was für amerikanische Verhältnisse bekanntlich so etwas wie ein Katzensprung ist.
Übernachtung in Williams. Unterkünfte in Williams*
Übernachtung in Flagstaff. Unterkünfte in Flagstaff*
Tag 4: Flagstaff, Nordarizonas Metropole
Flagstaff ist die weitaus größte Stadt im nördlichen Arizona, wird aber von den meisten unterschätzt. Dabei kann man kann gut und gerne einige Zeit hier zubringen. Zum Beispiel im Museum of Northern Arizona oder im Riordan Mansion State Historic Park. Es lohnt sich aber auch ein Abstecher nach Sedona mit dem Red Rock State Park. Eine Fahrt auf dem Red Rock Scenic Byway ist traumhaft und nur zu toppen mit einer Wamnderung zwischen den roten Felsen. Zurück in Flagstaff, lädt am Abend die historische Sternwarte Lowell Observatory zu einer Führung ein.
Übernachtung in Flagstaff. Unterkünfte in Flagstaff*
Tag 5: Winslow, Holbrook
Bevor es weiter nach Osten geht, lohnt sich ein kurzer Abstecher zum Sunset Crater Volcano und Wupatki National Monument und danach zum Walnut Canyon National Monument mit seinen erstaunlichen Cliff Dwellings. Es befindet sich unweit der Interstate 40.
In den Städten entlang der Autobahn hat man die Relikte der historischen Route 66 bewahrt. So ist der Standin’ On the Corner Park in Winslow heute eine Touristenattraktion. Berühmt wurde die Ecke durch den Song „Take it Easy“ der Eagles. Ein Highlight in Winslow ist auch das La Posada Hotel. Es wurde von der Architektin Mary Colter entworfen, die auch für die Gestaltung von Gebäuden im Grand Canyon Nationalpark verantwortlich zeichnete.
In Holbrook schließlich wird es mit dem Wigwam Motel und seinen als Tipis gestalteten Zimmern richtig nostalgisch-kitschig. Ein spannendes Instagram-Bild springt hier aber allemal raus. Und vielleicht sogar eine Übernachtung. Nach dem langen Tag wird es Zeit, eine Pause einzulegen.
Übernachtung in Holbrook. Unterkünfte in Holbrook*
Tag 6: Via Petrified Forest nach Gallup
Wenige Meilen weiter bewundert man im Petrified Forest Nationalpark versteinerte Holzvorkommen. Kurze Trails laden ein, die Landschaft zu erkunden. Darunter die Painted Desert nördlich der Interstate und die fossilen Hölzer weiter südlich. Hier kann man gut einen halben Tag zubringen, bevor die Fahrt weiter nach Gallup in New Mexico geht.
Dort wartet an Sommerabenden ein besonderes kulturelles Highlight: Die Nightly Indian Dances. Angehörige der Stämme der Region zeigen ihre traditionellen Tänze und kommen mit Besuchern ganz ungezwungen ins Gespräch. Nächtigen kann man dann zum Beispiel im El Rancho Hotel, der wohl prächtigsten Herberge der Stadt. Das 1936 erbaute Hotel mit seinen markanten Säulen begrüßte etliche Hollywood-Größen und sogar den ehemaligen Präsidenten Ronald Reagan.
Übernachtung in Gallup. Unterkünfte in Gallup*
Tag 7: Zuni Pueblo und National Monuments der Region
Westlich und östlich von Gallup existiert noch ein weiteres Originalstück der Route 66. Der rund 37 Meilen lange Abschnitt verläuft weitgehend parallel zur Interstate 40.
Geschichte und Kultur der Region kann man erkunden, wenn man sich von Gallup aus nach Süden von der Route 66 entfernt und Zuni Pueblo besucht. Danach bieten sich die National Monuments El Morro und El Malpais an, bevor man müde von einem langen Tag in Grants ins Bett fällt.
Übernachtung in Grants. Unterkünfte in Grants*
Tag 8: Endspurt nach Albuquerque
Auf dem letzten Teilstück dieses Trips nach Albuquerque kann man von Grants bis nach Mesita wieder dem ursprünglichen Verlauf der Route 66 folgen. Natürlich nicht, ohne einen Abstecher nach Acoma Sky City zu machen, der ältesten durchgehend bewohnten Siedlung Nordamerikas. Sie ist seit 2.000 Jahren ständig besiedelt.
Kurz vor den Toren Albuquerques schützt das Petroglyph National Monument tausende von Felsenzeichnungen. Die meisten stammen von Ureinwohnern, einige hinterließen auch die spanischen Eroberer.
Albuquerque selbst überzeugt mit dem restaurierten alten Stadtzentrum rund um die San Felipe de Neri Kirche. Kleine Geschäfte und Galerien laden zum Stöbern ein. Das 1927 eröffnete KiMo Theatre ist eines der Highlights der Stadt. Und eine Kuriosität gibt es auch noch. An der Ecke von Central Avenue und 4th Street kreuzen sich zwei Streckenverläufe der Route 66, was es sonst nirgends sonst gibt.
In Albuquerque endet dieser kurze Roadtrip voller nostalgischer Momente.
Übernachtung in Albuqerque. Unterkünfte in Albuquerque*