Verkehrsregeln

Gut und sicher unterwegs

Fast eineinhalbmal so groß wie Deutschland, erstreckt sich der Grand Circle über Teilflächen von fünf Bundesstaaten plus die Navajo Nation mit ihrer eigenen Jurisdiktion. Wer diese unvergleichliche Region selbst erkunden will, ist auf ein Auto angewiesen, in aller Regel einen Mietwagen, oder auch ein Wohnmobil oder Motorrad. Da kommen dann die Verkehrsregeln ins Spiel.

Allgemeines zu den Verkehrsregeln im Grand Circle

Im Prinzip sind die wesentlichen Verkehrsregeln mit dem, was man von zu Hause kennt, vergleichbar. Der Verkehr läuft, abgesehen von den Metropolen, eher entspannt und stressfrei. Die Amerikaner schätzen sich selbst meist als nicht besonders gute Autofahrer ein, was man durchaus nicht in Abrede stellen kann, aber sie sind sehr zuvorkommend. Abgesehen natürlich – wie immer und überall – von Ausnahmen.

Im Grand Circle mit seinen unendlich scheinenden Weiten sind diese Ausnahmen aber zum Glück wiederum die Ausnahme. Schon häufiger kann es passieren, dass Einheimische überholen, obwohl man schon selbst jenseits des Tempolimits unterwegs ist. Aber auch das ist nichts sonderlich Überraschendes.

Abgesehen von den touristischen Hotspots und in den Großstädten am Rande des Grand Circle herrscht wenig Verkehr, und auf den zumeist gut ausgebauten Highways macht das Fahren einfach nur Spaß. Vor allem dann, wenn man die wichtigsten Eigenheiten, die den Verkehrsregeln der Region innewohnen, kennt.

Ein grundlegender Unterschied besteht darin, dass man an roten Ampeln nach rechts abbiegen darf, wenn kein Querverkehr kommt und es nicht ausdrücklich durch ein Schild („No Turn On Red“) verboten ist. Kreuzen sich gleichrangige Straßen, sind alle mit einem Stoppschild und einem Zusatzschild „4-way“ oder „All-way“ versehen. Hier müssen alle stoppen und dürfen in der Reihenfolge ihrer Ankunft weiterfahren. Haltende Schulbusse dürfen weder vom nachfolgenden Verkehr noch aus der Gegenrichtung überholt werden, während ein am Bus angebrachtes Stopp-Schild ausgeklappt ist.

Auf mehrspurigen Straßen rechts überholen ist erlaubt. Da Ampeln über oder hinter der Kreuzung angebracht sind, muss man Acht geben, bei „Rot“ nicht zu weit in die Kreuzung zu fahren. Anders als in Europa sehen auch viele Verkehrszeichen aus, deren Sinn sich aber in aller Regel von selbst erklärt. Unterschiede gibt es auch bei den Fahrbahnmarkierungen.

Fahrbahnmarkierungen

Die Mittellinie, die entgegengesetzt verlaufende Fahrtrichtungen trennt, ist bekanntlich gelb. In Ortschaften verläuft oft zwischen den Richtungsfahrbahnen eine mit gelben Linien abgetrennte Center Line, die von Linksabbiegern für ein kurzes Stück in beiden Richtungen befahren werden darf, um vor dem Abbiegen zu verzögern und Gegenverkehr durchzulassen, ohne den nachfolgenden Verkehr zu behindern.

Auf Überlandstrecken gibt es zum Teil dreispurige Abschnitte, auf denen die Mittelspur in beiden Richtungen zum Überholen genutzt werden kann, wenn sich kein Gegenverkehr nähert.

Eine durchgezogene Mittellinie kennzeichnet ein Überholverbot. Es ist aber nicht so, dass diese – wie oft zu lesen ist – nicht überfahren werden darf. Wenn es nicht ausdrücklich durch ein Schild verboten ist, kann man diese ohne Weiteres zum Linksabbiegen überqueren.

Fahren bei Dunkelheit

Bei einem Roadtrip lässt es sich oft nicht vermeiden, Strecken im Dunkeln zurückzulegen. Hier sollte man sich darauf einstellen, dass entgegenkommender Verkehr sehr oft blendet. Viele fahren mit eingeschaltetem Fernlicht und/oder Nebelscheinwerfern. Das nervt, aber wenn man darauf gefasst ist, ist es nur noch halb so schlimm.

Fahren in den Nationalparks

Auch in den Nationalparks und Nationalmonumenten sind die Verkehrsregeln einzuhalten, insbesondere das Tempolimit. Auch wenn einem hier keine Polizei begegnet, ist man vor Strafzetteln nicht gefeit: Die Ranger haben Befugnisse, die denen der Polizei entsprechen. So muss man zum Beispiel bei zu schnellem oder rücksichtslosem Fahren mit einem Ticket rechnen.

Fußgänger

Fußgänger haben immer Vorrang. Fahrer sind – in aller Regel – sehr umsichtig und nehmen sehr viel Rücksicht auf Fußgänger. Umgekehrt sollte man, wenn man eine Straße überquert, sich nicht darauf verlassen und vorsichtig sein.

Insbesondere in Indianerreservaten, aber auch im Bereich von Nationalparks und anderen Sehenswürdigkeiten sollte man jederzeit mit Fußgängern auf oder entlang der Straßen rechnen.

Open Range

Wichtig zu wissen ist, dass in ländlichen Gebieten wie dem Grand Circle Straßen oft auf vielen Meilen durch Viehweiden führen, die nicht eingezäunt sind. Die Strecken sind durch Schilder mit der Aufschrift „Open Range“ erkennbar. Hier muss man jederzeit mit Vieh direkt neben und auf der Fahrbahn rechnen.

Open Range
Normal im Grand Circle: Kühe auf dem Highway

Parken

Klammert man die großen Städte aus, ist Parken im Grand Circle kein Problem. Parkplätze gibt es in Hülle und Fülle, die Stellplätze sind groß und meist gratis. In den größeren Orten kann es vorkommen, dass man auf Parkuhren oder eine Beschränkung der Parkzeit trifft. Oft findet man jedoch schon in der nächsten Nebenstraße einen kostenlosen Platz. Wichtig ist, weder Behindertenparkplätze noch Ausfahrten oder Hydranten zu blockieren.

Ein Problem kann es sein, in einem Nationalpark einen Parkplatz zu finden. Vor allem zur Hauptsaison und insbesondere an Wochenenden sind die normalerweise großzügig bemessenen Parkmöglichkeiten ausgeschöpft. An Stellen, an denen es ausdrücklich durch Schilder verboten ist, sollte man sein Fahrzeug nicht abstellen. Das Parken entlang der Straße wird normalerweise toleriert; eine Garantie hierfür gibt es jedoch nicht. Sicherheitshalber sollte man sich vorher im Besucherzentrum erkundigen, wie streng die Ahndung von Verstößen gehandhabt wird.

Highway 24 im Capitol Reef National Park
Wildes Parken im Capitol Reef – verboten, aber normalerweise toleriert

Polizeikontrolle

Von der Polizei angehalten zu werden, ist eine der Erfahrungen, die man sicher weniger gern machen möchte. Kommt es doch dazu, sind ein paar Maßregeln zu beherzigen. Der erste Tipp, der einem immer wieder begegnet, lautet Ruhe bewahren – leichter gesagt als getan, denn Herzklopfen in dieser Situation ist unvermeidbar. Ruhig sitzen bleiben ist da der geeignetere Rat. Also Fenster runter, Hände aufs Lenkrad und ruhig sitzen bleiben.

Der Officer wird zum Fahrzeug kommen, sich vorstellen und darum bitten, sich und das Fahrzeug zu identifizieren – das Prozedere entspricht dem Verlangen nach Führerschein und Fahrzeugschein. Er wird außerdem danach fragen, ob sich Waffen im Fahrzeug befinden. Dies sollte man verneinen. Bevor man zum Handschuhfach greift, um die Fahrzeugpapiere zu suchen, weist man den Officer hierauf hin. Günstig ist es, sich als Tourist zu erkennen zu geben, und darauf zu verweisen, mit einer derartigen Situation nicht vertraut zu sein.

Zollt man dem Cop dabei mit der Anrede „Sir“ oder „Officer“ noch den entsprechenden Respekt, ist viel gewonnen. Wie man sich im Einzelfall zu verhalten hat, hängt natürlich davon ab, weswegen man angehalten wurde. Mit einem respektvollen und einsichtigen Verhalten kann selbst ein grober Verstoß gegen die Verkehrsregeln ohne teuren Strafzettel enden, sondern mit einer mündlichen Verwarnung.

Verkehrsregeln
Polizeikontrolle in Price, Utah

Steinschlag / Steine auf der Fahrbahn

An vielen Stellen führen Straßen zwischen felsigen Einschnitten hindurch. Da der aufgeschlossene Sandstein der Erosion ausgesetzt ist, muss mit herabfallenden Felsen gerechnet werden. Diese bleiben oft auch einige Zeit auf der Fahrbahn liegen. Besonders gefährdete Stellen sind mit Schildern „Falling Rocks“ oder ähnlich gekennzeichnet.

Tempolimit

Die geltenden Tempolimits sollten eingehalten werden. Je nach Straßenbeschaffenheit und Region wechseln die Geschwindigkeitsbeschränkungen. Innerhalb von Ortschaften wird auf die Einhaltung strenger geachtet als außerhalb. Es liegt im Ermessen der Polizei, Übertretungen zu ahnden. Im Allgemeinen wird eine leichte Überschreitung toleriert. Vor allem an Schulen ist das vorgeschriebene Höchsttempo – meist 15 oder 25 mph – strikt zu beachten. Das gleiche gilt auch in Baustellen. Hier kann sich die Höhe von Strafen verdoppeln. Das Tempolimit gilt übrigens gleichermaßen für alle Fahrzeuge. Daher sind auch große Lastzüge und Anhänger-Gespanne vergleichsweise schnell unterwegs.

Wird vor scharfen Kurven und an ähnlichen Stellen ein Tempolimit auf gelbem Grund ausgewiesen, handelt es sich lediglich um eine Empfehlung (Advisory Speed Limit). Hier darf schneller gefahren werden; falls es zu einem Unfall kommt, kann dies jedoch zu einer (Mit-)Haftung führen.

Unbefestigte Straßen

Viele Highlights sind nur über unbefestigte Straßen erreichbar, auf denen man mitunter 50 Kilometer oder mehr unterwegs ist. Die Straßen sind entweder als waschbrettartige Schotterpiste ausgeführt oder als Lehm oder Sand. Bei Nässe können letztere selbst mit geländegängigen Allradfahrzeugen unpassierbar sein. Unmittelbar vor der Benutzung sollte man sich daher vor Ort über Witterung und Straßenverhältnisse informieren. Um das Risiko von Reifenschäden zu senken, sollte das ausgewiesene Tempolimit auf diesen Strecken unbedingt eingehalten werden.

Mehr: Mit dem Mietwagen auf unbefestigte Straßen?

Unfall

Dass man auf einem Roadtrip große Strecken auf der Straße zurücklegt und dabei viele Stopps macht, birgt natürlich ein gewisses Unfallrisiko. Tritt der Fall der Fälle ein, ist dies im besten Fall ärgerlich. Auch wenn die Folgen glimpflich verlaufen, wird die Reise hierdurch zumindest zeitlich beeinträchtigt. Selbst bei vermeintlich geringen Schäden ist es unbedingt zu empfehlen, die Polizei zu rufen und das Ereignis aufnehmen zu lassen. Autovermieter schreiben dies auch in ihren Vertragsbedingungen vor. Um sich vor unangenehmen Folgen zu schützen, sollte man auf einen umfangreichen Versicherungsschutz achten.

Unwetter und Sandstürme

In den trockenen, teils sandigen Wüstengebieten kann es bei starkem Wind zu erheblichen Sichtbehinderungen kommen. In einem Sandsturm kann die Sichtweite gleich null sein. Gleiches gilt auch für die während der Monsunzeit im Sommer niedergehenden heftigen Regenfälle, die ihrerseits noch zu Aquaplaning führen können. Wenn rechtzeitig erkennbar, sollte man vorher anhalten, an einer sicheren Stelle parken und das Wetterereignis abwarten.

Wird man während der Fahrt überrascht, Licht und Warnblinker einschalten und Geschwindigkeit verringern. Ist die Sicht zu schlecht und man entschließt sich zum Anhalten, muss man vorsichtig nach rechts auf den Seitenstreifen wechseln und die Fahrbahn vollständig verlassen. Schildern, die auf die Gefahr von Überflutungen hinweisen („Do not enter when flooded“ oder ähnlich), müssen im eigenen Interesse befolgt werden.

Highway 163 zwischen Kayenta und Monument Valley
Aufgewirbelter Sand im Monument Valley

Versicherungsschutz

In den USA sind die Pflichtversicherungssummen sehr niedrig. Das führt nicht nur dazu, dass so mancher Verkehrsteilnehmer unterversichert ist. Auch Autovermieter bieten teilweise nur den mindestens vorgeschriebenen Versicherungsschutz. Andererseits kann ein Unfall enorme Kosten nach ziehen. Vor allem dann, wenn Personenschaden zu beklagen ist. Bei der Anmietung ist man daher gut beraten, auf einen umfangreichen Versicherungsschutz zu achten, der auch große Schadensfälle abdeckt. Neben der Haftpflicht mit einer ausreichend hohen Versicherungssumme empfehlen sich eine Vollkasko- und eine Diebstahlversicherung.

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